Auswanderung aus Lippe

Den wirtschaftlichen Gegebenheiten in Lippe geschuldet, suchten besonders die kleinen Stättenbesitzer (Bauern) und Einlieger nach weiteren Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Bereits im 17. Jahrhundert verdingten sie sich als saisonale Wanderarbeiter, zum Beispiel als Torfstecher, Grasmäher und Deichbauer  - und ihre Zahl stieg in den folgenden beiden Jahrhunderten weiter an, zugleich erfolgte eine Spezialisierung auf das Ziegeleiwesen. Die lippischen Ziegler waren von den Niederlanden bis ins Baltikum bekannt.

Es hatte auch immer schon Lipper gegeben, die ihre Heimat dauerhaft verlassen haben. Doch ab den 1840er Jahren kam es in Lippe wie in ganz Deutschland zu mehreren Auswanderwellen. Das Ziel der meisten Lipper war der Mittlere Westen der USA, die "plattdeutsche Prärie". Zum Teil entstanden hier von ehemaligen Lippern dominierte Ortschaften.

Eine Auswanderung musste bei den Behörden beantragt und dabei ein Pass vorgelegt werden. Dadurch sind viele Migrationen im Landesarchiv in Detmold dokumentiert; unser verstorbenes Mitglied Fritz Verdenhalven hat die entsprechenden Unterlagen ausgewertet und in zwei Bänden veröffentlicht. Einige Lipper, die keine Chance auf eine Genehmigung sahen, verließen das Land heimlich. Amtlich wurde dann häufig notiert, NN sei „ohne Pass außer Landes gegangen", was eine Straftat war. Diese heimlich emigrieten Lipper sind schwieriger zu fassen. Mit den Passagierlisten der großen Auswandererschiffe, den amerikanischen Volkszählungs- bzw. Census-Listen und den Online-Dokumentationen über Friedhöfe in den USA wurden zusätzliche Quellen greifbar.

Der ebenfalls schon verstorbene Dietmar Willer und weitere Mitgliedern des Genealogisches Arbeitskreises haben in den vergangenen rund 30 Jahren die verschiedensten Informationen zu Auswanderern aus Lippe zusammengetragen. Daraus ist eine umfangreiche Auswanderdatenbank erwachsen.